§ 14a EnWG – das Dimmen ist nicht die größte Herausforderung für Netzbetreiber

 

Die Steuerung von Betriebsmitteln ist eine der Kernaufgaben von Verteilnetzbetreibern – bisher jedoch ausschließlich auf den Spannungsebenen der Hoch- und Mittelspannung.

Auf den ersten Blick erscheint es für Verteil­netzbetreiber (VNB) daher eine schnelle und einfache Lösung zu sein, die neuen regula­to­rischen Vorgaben zum Dimmen von steuerbaren Verbrauchseinrichtungen und Netzanschlüssen in der Niederspannungsebene durch das Einführen einer geeigneten Software in der zentral organisierten Netzführung umzusetzen.

Neben VNB sehen sich sowohl Messtellen­betreiber (MSB) als auch weitere Energie­markt­teilnehmer (EMT) nach den Beschlüssen BK6-22-128 sowie BK6-22-300 der Bundes­netz-

 

agentur mit Herausforderungen zur prozessu­alen Abwicklung von Steuerhandlungen sowie zur Integration von steuerbaren Verbrauchs­einrichtungen und Netzanschlüssen nach § 14a Energiewirtschaftsgesetz (EnWG) konfrontiert. Die auf Basis des Messstellen­betriebsgesetzes (MSBG) und der nach § 14a EnWG formulierten Beschlüsse führen zu einem Marktmodell zum Messen und Steuern, nach dem die oben genannten Energiemarktteilnehmer zunehmend miteinander kommunizieren und steigende Mengengerüste an Datenflüssen verwalten und verarbeiten müssen.

 

Zur Umsetzung der neuen regulatorischen Vorgaben werden aktuell von den Energie­marktteilnehmern verschiedene Pilotprojekte durchgeführt. Ein Teil dieser Projekte fokussiert sich vorrangig auf die Konzeption, Beschaffung und Einführung von Software-Lösungen, um die gesetzlichen Vorgaben umzusetzen und erste Erfahrungen mit „dem Messen und Dimmen in der Niederspannung“ sammeln zu können. Herausfordernd sind dabei ohne Zweifel die Konzipierung und Umsetzung der Schnittstellen zwischen den betroffenen Systemen. Nicht zu unterschätzen dabei sind allerdings auch wesentliche organisatorische Fragestellungen sowie die Entwicklung einer geeigneten Daten­strategie, um dem zu erwartenden steigenden Datenaufkommen gerecht werden zu können.

In der Abbildung unten ist eine vereinfachte Funktionslandkarte mit einigen betroffenen Funktionsbereichen aus Sicht des VNB dar­gestellt. Die Aufgabenstellung besteht nicht nur darin, ein System für die Nieder­spannungs­­netzführung (NS-NF) mit den Funktionen Netzmodellerstellung, Netzzustandsermittlung, Ermittlung von Steuermaßnahmen und Maßnahmendokumentation zu beschaffen und einzuführen, sondern auch darin, den Daten­austausch zwischen den anderen betroffenen Systemen zukunfts­orientiert zu konzipieren – und das über Organisationsgrenzen hinweg.

 

 

Zur Umsetzung einer zukunftsfähigen Datenstrategie sollten bereits in der Konzeptionsphase unter anderem folgende Fragen am
Beispiel des Funktionsbausteins „Datenplattform“ beantwortet werden:

  • Welchen Mehrwert kann eine Datenplattform für den Netzbetreiber generieren?
  • Wie kann die Vielzahl an Daten effizient verwaltet und verarbeitet werden?
  • Wie wird eine hohe Datenqualität langfristig gewährleistet?
  • Welches System ist das stammdatenführende System?
  • Können (moderne) Datenplattformen die komplexen energiewirtschaftlichen Anforderungen (bspw. an Echtzeitdatenübermittlung) erfüllen?
  • Wie kann eine (moderne) Datenplattform vor dem Hintergrund der zunehmenden IT- und OT-Sicherheitsanforderungen im KRITIS-Umfeld in die bestehende Systemlandschaft integriert werden?


Die aktuellen Projekte zeigen deutlich, dass im Markt keine einheitliche Meinung zum Thema „Datenplattform“ vorherrscht und unterschied­liche Ansätze verfolgt werden – ein Richtig oder Falsch existiert nicht. Umso wichtiger ist es, dass die Beantwortung der aufgezeigten Fragen individuell und unter Berücksichtigung der

 

 

IHR ANSPRECHPARTNER

 

 

Dr. Frank Reffel

  r.reffel@consulectra.de